Was gibt es Schöneres, als in einer fremden Stadt mit einem Local die richtigen Geheimtipps zu finden? Wir berichten dir über unsere individuelle Tour mit einem Local durch Chinatown in Singapur.
Vor unserem Trip nach Singapur erkundigte ich mich online welche geführten Touren so möglich wären. Natürlich habe ich sehr viel von dem üblichen Touri-Kram gefunden – ich wollte aber unbedingt etwas Individuelles, was nicht jeder macht. Auf der Seite getyourguide wurde ich fündig. Der Local mit dem Namen HJ bietet dort eine Tour durch seine Hood – den Stadtteil Chinatown an. Für mich hörte sich die Beschreibung super an und ich klärte mit unseren Freunden, ob sie auch Lust auf die Tour hätten. Im Anschluss buchte ich sofort. HJ meldete sich daraufhin per Direkt-Nachricht bei mir und gab mir noch ein paar Informationen.
Treffpunkt an der MRT-Station Chinatown
Die Tour fand am zweiten Tag unseres Aufenthaltes in Singapur statt. Wir trafen uns um 8 Uhr morgens mit HJ an der MRT Station in Chinatown. Vorab schrieb er mir, welchen der vielen Ausgänge wir benutzen sollten. Kurz vor unserer Ankunft an der Station schickte er mir noch ein Selfie von sich, mit dem Hinweis, dass er uns bereits erwarten würde.
Um diese Zeit am Sonntagmorgen war rund um die MRT Station noch nicht viel los. Singapur befand sich noch im Schlummerschlaf.
HJ erklärte uns, wie das Leben in diesen Häusern vor einigen Jahrzehnten gewesen sein muss. Für noch mehr Details dazu hätten wir das Chinatown Heritage Centre besuchen können. Um diese Uhrzeit morgens hatte es allerdings noch nicht geöffnet. Nur als Tipp am Rande für dich, falls du mehr über die Geschichte der Einwohner in Chinatown erfahren möchtest.
Sri Mariamman Tempel
Wir schauten uns den Sri Mariamman Tempel an. Hierbei handelt es sich um den ältesten Hindu-Tempel Singapurs (Baujahr 1827). Dieser Tempel wurde der Muttergöttin Mariamman gewidmet.
Unsere Schuhe stellten wir im Schuhregal vor dem Tempel ab und gingen mit unserem Guide hinein.
HJ konnte uns sehr viel zu den ganzen Figuren und Brauchtümern in diesem Hindu Tempel erklären. Durch diese ganzen Infos wurde unser Besuch des Tempels sehr lehrreich und interessant. Du kennst das wahrscheinlich: Danach hat man direkt die Hälfte wieder vergessen. 😉 Dennoch fanden wir es richtig cool endlich mal zu erfahren, welche Bedeutung die manchmal krassen Figuren im Hindu-Glauben haben.
Übrigens kleine Anekdote am Rande: Ich ließ bei diesem Tempelbesuch meine Socken an. Siehst du auf dem oberen Foto die Taube? Du ahnst es jetzt sicherlich schon: Ja – genau in diese Hinterlassenschaften bin ich zielgerichtet hereingelaufen. 🙁 Ich versuchte den nassen klebrigen Fleck unter dem Socken zu ignorieren… Shit happens – bekommt da direkt wieder eine andere Bedeutung. 😉
Am Ausgang des Tempels solltest du einen Blick an die Decke werfen: dort findest du die verschiedenen Stufen der Reinkarnationen.
Direkt neben dem Tempel findest du die Masjid Jamae Moschee. Wir besuchten sie an diesem Morgen allerdings nicht.
Mohamed Ali Lane
Die Mohamed Ali Lane liegt schräg gegenüber vom Sri Mariamman Tempel. Du solltest unbedingt dort vorbeischauen, denn es gibt cooles Streetart zu bewundern!
HJ erzählte uns, dass die Bilder das Straßenbild von unseren Vorfahren zeigen. Wenn du damals etwas kaufen wolltest, hast du den Korb zu deinem Nachbarn hinab gelassen und er packte dir die gewünschte Ware in den Korb.
Nanyang Old Coffee
Nach den ersten vielen Eindrücken am frühen Morgen wurde es Zeit für einen Kaffee – fand HJ. 🙂 Er nahm uns mit in ein traditionelles Kaffeehaus in Chinatown. Ohne Guide hätten wir uns dort ganz sicher nicht hin verlaufen.
Dieser Kaffee wird speziell geröstet und mit Kondensmilch serviert. Dazu reichte uns HJ ein paar Ondel-Ondel Kugeln. Leider verriet er uns nicht, dass diese einen flüssigen Kern haben. Ich biss mitten hinein und die Füllung spritze hinten heraus. Na prima… jetzt waren nicht nur meine Socken verdreckt sondern auch meine Hose. 😉
Von den Kugeln haben wir nur einen kleinen unscharfen Schnappschuss mit Stephan:
Buddha Tooth Relic Tempel
Nur zwei Minuten Fußweg liegt der Buddha Tooth Relic Tempel vom Sri Mariamman Tempel entfernt.
Das gefiel uns ganz besonders gut an Singapur: Da steht der Hindu-Tempel neben dem Buddha Tempel, daneben die Moschee und eine Straße weiter eine Kirche. Multikulti in Reinform sozusagen. Und: Es funktioniert alles wunderbar!
Für den Besuch dieses Tempels sollten deine Schultern und Beine bedeckt sein. Am Eingang wurde ich freundlich daraufhin gewiesen, dass meine Hose etwas zu kurz sei. War aber kein Problem, denn für Besucher standen Tücher und Schals bereit. Also band ich mir ein großes Tuch um die Hüfte und durfte den Tempel betreten.
Im ersten Obergeschoss befindet sich ein Buddha Museum. HJ erklärte uns wieder sehr viel zum Glauben und der Bedeutung verschiedener Figuren im Tempel.
Nach dem Museum schauten wir noch auf der Terrasse des Tempels vorbei. Überall im Tempel findest du übrigens kleine oder größere Buddha-Figuren, die mit einem Namensschildchen versehen sind. Hierbei handelt es sich um ein Dankessymbol an alle Spender, die dem Tempel größere Summen gespendet haben.
Auf dem Weg nach draußen kamen wir noch am Altar und weiteren unzähligen Symbolen vorbei.
Am Hinterausgang des Tempels wunderten wir uns über ein paar Geschäfte, die alle Alltagsgegenstände aus Pappe verkauften. HJ erklärte uns, das seien Opfergaben, die verbrannt werden würden.
Anthony – The Spice Maker
Unterwegs auf den Straßen durch Chinatown erzählte uns HJ, dass alles, was ganz besonders wichtig ist, auf Englisch, Chinesisch und Hindi gedruckt wird. Zum Beispiel dieses Schild:
HJ brachte uns zu Anthony – The Spice Maker. Eigentlich hatte das kleine Geschäft noch gar nicht geöffnet, Anthony ließ uns aber trotzdem herein. Der Name ist hier Programm: Das kleine Lädchen duftete unglaublich nach Gewürzen und alle Regale waren übermäßig voll mit Gewürzmischungen.
Anthony war uns auf Anhieb total sympatisch. Er bringt eine extreme Leidenschaft für seine Gewürze auf und zeigte uns voller Begeisterung einige seiner speziellen Gewürzmischungen.
Auf jedem der Mischungen befindet sich ein Aufkleber mit einem kurzem Rezept drauf. Zudem findest du zu jedem Rezept ein Video auf YouTube.
Insofern schlugen wir alle gleich zu und kauften verschiedene Gewürze. 🙂
Private House Keong Saik Road
Unser Guide zeigte uns ein altes traditionelles Haus in Chinatown. Er ging sogar einfach mit uns hinein. Irgendwie eine komische Situation. Aber trotzdem ganz cool das mal zu sehen. Er ging mit uns zum Hinterhaus. Dort bauten die Bewohner des Hauses ein paar Gewürze und Pflanzen an. Zudem befand sich draußen ein großer Ofen zum Kochen.
The Pinnacle Duxton
HJ hielt ein weiteres Highlight für uns bereit: Er nahm uns mit auf das Dach von seinem Zuhause. Er wohnt im The Pinnacle Duxton Gebäudekomplex.
Hierbei handelt es sich um einigen riesigen Sozialbau in Singapur. HJ lebt hier mit 8.000 Nachbarn! Achttausend! Klingt irgendwie unglaublich, oder?
Auf dem Foto siehst du drei von den insgesamt fünf Hochhäusern, die zu diesem Gebäudekomplex gehören.
Unser Guide brachte uns in den Aufzug und sagte uns, dass wir auf dem 50. Stock auf ihn warten sollten. Er würde die Einlasskarten für die Dachterrasse in seiner Wohnung holen.
Wir warteten ein paar Minuten und schon war er wieder da. Allerdings nur mit vier Karten – wir waren insgesamt sechs Personen. Somit mussten sich zwei Mal zwei Personen zusammen durch das enge Drehkreuz quetschen. 😉
Du kannst das Dach auch ohne Local Guide besuchen! Dazu musst du dir für ein paar Singapur-Dollar ein Ticket im Office kaufen. Das Office befindet sich in der Nähe der Parkgarage und ist ausgeschildert.
Wow! Was für ein Ausblick! Der Besuch hat sich für uns in jedem Fall sehr gelohnt!
Nebenstraße der Cook Street
Nachdem wir uns wieder alle erfolgreich durch das Drehkreuz gequetscht hatten, liefen wir durch das zum Gebäudekomplex zugehörige Community Center. Dort gibt es unterschiedlichste Freizeitmöglichkeiten insbesondere für Kinder.
Im Anschluss besuchten wir ein paar alte Häuser auf einer Nebenstraße der Cook Street.
Wie du auf dem Foto gut erkennen kannst, hat jedes dieser Häuser eine Treppe am Hinterausgang. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um eine Feuertreppe.
HJ erklärte uns, dass diese Häuser in seinen Kindertagen noch nicht an die Kanalisation angeschlossen waren. Jeder verrichtete sein Geschäft in einem Kübel im Hinterzimmer dieser Häuser.
Und wie dir wahrscheinlich jetzt schon klar ist: Diese Kübel müssen irgendwie geleert werden. Damit die nicht durch die gesamte Wohnung geschleppt werden mussten, gab es diese Treppen. Die Treppen führten direkt ins Scheißhaus sozusagen.
HJ erzählte uns, dass er von seinen Eltern immer zu hören bekommen hat, dass er unbedingt gut in der Schule aufpassen muss. Ansonsten würde es passieren, dass er sich nur als Kübel-Entleerer verdingen könnte.
Maxwell Hawker Center
Zu guter Letzt brachte uns HJ zu seinem liebsten Hawker Center – dem Maxwell Hawker Center.
Er kaufte uns allen sein Lieblings-Dessert. Es heißt Chendol und ist für den europäischen Gaumen durchaus gewöhnungsbedürftig. Wir können dir jetzt leider nix zum Probieren anbieten, aber schau dir mal das Foto an:
Chendol ist ein Dessert und besteht aus gefrorener Kokosnussmilch, süßen Bohnen, Palmzucker und grünem Glibberzeug aus Reismehl.
Puh, ich war kurz froh, dass ich im Vorhinein gesagt hab, dass ich kein eigenes Dessert haben möchte. 😛
HJ empfahl uns das Gericht umzurühren. Danach sieht es zwar aus wie „schon mal gegessen“, aber es schmeckte wirklich besser.
HJ aß glückselig sein Chendol und wir bekamen alle ein schlechtes Gewissen. Immerhin lud er uns auf das Essen ein und wir mochten es einfach nicht so besonders…
Zumindest probierten wir alle und aßen mehr oder weniger alles auf. 🙂
Im Nachhinein betrachtet war es trotzdem eine coole Erfahrung und HJ erlebt sicherlich häufiger, dass dieses Dessert nicht jedermann schmeckt.
Fazit
Diese geführte Tour durch Chinatown war mit Abstand einer der Besten der letzten Jahre! Wir erlebten so viel, was wir ohne Local niemals gesehen hätten. HJ gestaltete die Tour sehr individuell und war jederzeit mit absolutem Herzblut dabei. Wir können die Tour daher wirklich uneingeschränkt weiterempfehlen!
Welches war deine beste Tour durch eine Stadt in der letzten Zeit? Was hast du dabei so erlebt? Schreib uns gerne einen Kommentar und lass es uns wissen!