Du möchtest Mallorca mal von einer ganz anderen Seite kennenlernen und hast Lust auf eine abenteuerliche Wanderung? Dann solltest du unbedingt Mallorcas „Grand Canyon“ erkunden!
Die Torrent de Pareis Wanderung stand seit unserem ersten Mallorca Besuch und der ersten „Schnuppertour“ in die Schlucht fest auf unserer To-Do-Liste! In unserer Unterkunft planten wir abends immer den nächsten Tag. Durch unsere Recherchen über die Wanderung durch die Schlucht wurden wir dann doch etwas unsicher. Wir lasen von stundenlangem Hindernislauf, unklarer Wegführung, eiskaltem Wasser, rutschigen Felsen, zwingend erforderlicher Seilsicherung usw. Aber die Abenteuerlust saß tiefer als die Sorge über Risiken.
Letztlich entschieden wir uns für einen Kompromiss. Wir würden die Tour mit einem erfahrenen Guide zusammen machen. Fündig wurden wir bei Mon d’Adventura, die Ihre Tour über GetYourGuide.de anbieten.
Die Tour buchten wir ungefähr drei Tage im Voraus. Ein bisschen sorgten wir uns noch um das Wetter, da die Vorhersage nicht ganz so rosig für eine Schluchtdurchquerung aussah.
Treffpunkt und Start
Am Morgen der Wanderung ging es schon vor dem Frühstück los für uns. In unserer Unterkunft bekamen wir nur ein paar Kekse und einen Kaffee gereicht. Keine besonders gute Grundlage für stundenlange körperliche Anstrengung… Aber wir hatten vorgesorgt und aßen auf der einstündigen Fahrt ins Tramuntana noch Bananen und Sandwiches.
Wir trafen uns um 8 Uhr mit unserem Guide Marco und den anderen Teilnehmern am Einstieg Richtung Torrent de Pareis. Marco erklärte uns kurz die Route, die wir nehmen würden, anhand einer Karte.
Nachdem Marco uns noch eindringlich nach unserem Getränke- und Essensvorräten befragte, konnte es endlich losgehen. Übrigens: Eine Rettung aus dem Torrent ist in 90 % der Fälle aufgrund von Dehydration notwendig! Also unterschätze die Notwendigkeit eines großen Wasservorrats nicht!
Anfangs führte der Weg moderat durch ein paar Schafweiden. Kurze Zeit später wurde der Weg zu einem Pfad, der ausschließlich bergab führte. Wir waren gerade mal fünfzehn Minuten unterwegs, da stürzte eine Person aus unserer Gruppe. Sie kam mit einigen blauen Flecken davon und wir konnten zügig weitergehen.
Durch das Flussbett
Nach einer guten Stunde erreichten wir am Fuße des Berges das Flussbett. Dort legten wir eine kurze Pause ein und verschnauften ein wenig.
Direkt danach erforderte der Weg unsere volle Aufmerksamkeit! Die ersten Felsbrocken warteten darauf von uns überwunden zu werden.
Über zwei Stunden hinweg war voller Körpereinsatz gefordert. Marco stand immer wieder wie eine Bergziege in den Felsen und unterstützte jeden aus unserer Gruppe. Einige Stellen hätten wir ohne ihn sicherlich nicht so schnell und unbeschadet überwinden können! Oftmals ist unklar, wo der Weg genau entlang führt. Manchmal sind Pfeile für die optimale Route aufgemalt. Aber ohne Erfahrung ist es wirklich schwierig nicht plötzlich auf einem Felsen zu stehen, der auf der anderen Seite einfach fünf Meter steil hinab führt ohne Möglichkeit sich festzuhalten!
Während der Wanderung trafen wir auf zwei junge Männer, die die letzte Nacht genau hier in der Schlucht unter freiem Himmel verbracht hatten. Sie berichteten Marco, dass sie sich ebenfalls Sorge um das Wetter gemacht hatten, aber letztlich mit viel Glück eine trockene Nacht im Torrent verbringen konnten.
Nach so vielen Kletterpartien brauchten wir alle dringend eine längere Pause. Marco suchte uns ein flaches und schattiges Plätzchen. Er reichte uns allen die typischen Mallorca-Kekse garniert mit Käse und eingekochtem Fleisch. Wir ließen uns seine und unsere eigenen Snacks schmecken und tranken viel Wasser.
Letzte Etappe
Uns standen noch zwei weitere Stunden unermüdlichen Laufens und Klettern bevor. Immer wieder quetschten wir uns durch Felsspalten und kletterten über Felsbrocken. Über kurze Partien hinweg verschonte uns die Schlucht und der Weg führte flach durch das Flussbett.
Es gab noch zwei wirklich kritische Stellen, an denen ein minimaler Fehltritt oder abrutschen sofort ins eiskalte Wasser geführt hätte! Leider konnten wir genau dort kein Foto machen. Aber von der „sicheren“ Seite aus gab es dann doch noch eine Möglichkeit zum Fotografieren 😉
Plötzlich hörten wir ein lautes Donnergrollen. Hier kam das angekündigte schlechte Wetter… Marco beruhigte uns und sagte, dass es nur noch wenige Meter mit Kletterpartien vor uns lagen und der Weg danach nur noch flach bis zur Küste führen würde.
Das Donnern war in der Schlucht schon ziemlich beeindruckend und etwas gruselig 😉
Endlich war es soweit: Der letzte Fels war überwunden und die Schlucht lag hinter uns! We made it! Der Himmel zog sich zwischenzeitlich ordentlich zu. Richtung der Bucht Sa Calobra war es pechschwarz. Und dann öffnete der Himmel seine Pforten…
Alle Badegäste, die sich in der Bucht aufhielten, rafften schnell ihre Sachen zusammen und liefen Richtung Auto, zum Bus oder ins Restaurant.
Auch wir wurden leider bis auf die Knochen nass. Problematisch für unsere gestressten Muskeln war der plötzliche Temperaturabfall auf unter fünfzehn Grad Celsius in Kombination mit der Nässe.
Im Örtchen Sa Calobra mussten wir noch eine dreiviertel Stunde lang auf die Abfahrt des Busses warten, der uns zurück zu unseren Autos bringen sollte. Natürlich hatte niemand von uns einen Pullover dabei. Somit kühlten wir ziemlich aus.
Rückfahrt
Endlich konnten wir in den Bus einsteigen. Noch ein kurzes Selfie und schon setzte sich der Bus in Bewegung.
Da im Prinzip alle Fahrgäste klitschnass waren, beschlugen die Scheiben. Und was machte der Busfahrer dagegen? Richtig, er drehte die Klimaanlage volle Pulle auf.
Als wir unseren Mietwagen erreichten, froren wir inzwischen so sehr, dass wir erstmal die Heizung im Wagen aufdrehten. Mitten im August haben bestimmt bisher die Wenigsten auf Mallorca die Heizung aufdrehen müssen 😉
Zurück in unserer Unterkunft hüpften wir in die heiße Badewanne. Leider schützte uns das alles nicht vor DEM Muskelkater unseres Lebens! Ab dem nächsten Tag konnten wir Treppenstufen nur noch rückwärts meistern und waren ziemlich wackelig auf den Beinen…
Fazit zur Wanderung im Torrent de Pareis auf Mallorca
Die Wanderung war definitiv jeden Tropfen Schweiß und jede zerstörte Muskelfaser wert! Der „Grand Canyon“ von Mallorca bietet unglaubliche Ausblicke und eine super Erfahrung fernab vom Massentourismus. Für uns war es genau die richtige Entscheidung die Tour mit einem Guide zu machen. Beim nächsten Mal würden wir uns die Tour auch alleine zutrauen, dann aber nur mit mitgebrachten Sicherungsseil für besonders schwierige Stellen.
Immer noch in Wanderlaune? 🙂 Die beste Wanderung im Süden von Mallorca findest du hier.