Den tollen Bryce Canyon weiterhin genießen und abends zum Zion Nationalpark aufbrechen – das war der Plan. Aber es kommt manchmal anders als man denkt.
Tags zuvor hatte es sich im Bryce Canyon nämlich schon unangenehm abgekühlt. An diesem Morgen kam zu den ohnehin schon kalten Temperaturen auch noch ein eisiger Wind hinzu. Leider hatten wir keine warme Kleidung dabei.
View Points
Wir nahmen ein leckeres Frühstück in unserer gemütlichen Blockhütte zu uns. Blöderweise hatten wir am Vorabend bei unserem Supermarkt-Einkauf die Sauce für die Sandwiches an der Kasse liegen gelassen. Trockene Sandwiches sind nicht so mega lecker. Aber der Hunger treibt es dann doch rein 😉
Eigentlich wären wir gerne wandern gegangen. Wir entschieden uns jedoch aufgrund der Eiseskälte nur die View Points abzufahren und dort Fotos zu machen.
Stephan blieb dabei im Auto sitzen und ich sprang immer schnell heraus um die eindrucksvolle Landschaft abzulichten um dann schnell wieder ins Warme zu huschen. Mangels Winterjacken und frostigem Wetter entschieden wir uns für diese „Foto-Touri-Fahrt“. Je höher der Bryce Canyon wurde, desto mehr fielen die Temperaturen. Aber ich habe es geschafft, alle View Points zu fotografieren 😉
Doof, dass wir solche Frostbeulen sind, denn es hätte noch den ein oder anderen interessanten Trail gegeben. Immerhin habe ich so einen Grund unbedingt nochmal wieder herkommen zu müssen!
Besuch im Wildlife Museum
Wir machten uns also auf den Weg Richtung Zion Nationalpark. Stephan erinnerte sich daran, dass wir am Tag vorher an einem Wildlife Museum vorbeigefahren waren. Dort legten wir nun einen Stop ein. Da die Wettervorhersage für den Zion Nationalpark nicht viel besser aussah, entschieden wir uns das Museum zu besichtigen.
Ich war erst nicht besonders begeistert von dieser Idee, da das Museum von außen nicht besonders ansprechend aussah.
Zum Glück willigte ich doch ein, denn es stellte sich heraus, dass das Museum ein echtes Juwel ist. Bei diesem Wildlife Museum handelt es sich um die großartige Privatsammlung von Robert Driedonks. Robert stammt aus den Niederlanden und hat mit 16 Jahren mit der Großwildjagd angefangen. Über viele, viele Jahre hinweg sammelte er seine Trophäen. Sein größter Traum war es einmal ein eigenes Museum zu errichten.
Vor einigen Jahren sollte Roberts großer Traum Wirklichkeit werden. Er bekam die Möglichkeit ein altes Schulgebäude zu übernehmen und konnte hier sein eigenes Museum errichten. Seine gesammelten Exponate hatte er bis dahin größtenteils in einem Lagerhaus in der Nähe von Las Vegas untergebracht. Einige andere Exponate verlieh er an kleine Ausstellungen und Privatpersonen. Mit seinem gelben Pickup-Truck ist er unzählige Male von Las Vegas bis zur Nähe des Bryce Canyons gefahren, um all die Tiere hierher zu bringen.
Allein im Museum
Wir waren an diesem Vormittag die einzigen Besucher. Robert gab uns einen kurzen Überblick und anschließend durften wir uns ganz in Ruhe allein umsehen.
Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus!
Die Großwildjagd kann ich nicht besonders gut heißen. Ich finde es ganz furchtbar, dass noch immer so viele bedrohte Tierarten illegal gejagt werden! Der Artenschutz (und insbesondere die Umsetzung der Gesetze) muss in dieser Hinsicht noch deutlich besser werden!
Nichtsdestotrotz beeindruckte mich Roberts Sammlung sehr! Die Tiere stammen alle aus einer Zeit, in der die Jagd in Afrika noch offiziell erlaubt war und das Washingtoner Artenschutzabkommen erst wenige Staaten unterzeichnet hatten.
Robert präsentiert einen Großteil seiner Exponate nicht in der typischen „Angriffshaltung“, sondern er versucht alle Tiere in ihrem ursprünglichen Lebensraum zu zeigen. Hierzu gehören typische Pflanzen, andere Tierarten, Sand und Steine.
Gespräch mit Robert
Nachdem wir uns die gesamte Ausstellung angesehen hatten, ergab sich die Gelegenheit für ein persönliches Gespräch mit Robert. Die Unterhaltung mit ihm über sein sehr bewegtes und interessantes Leben war das beste an dem gesamten Besuch.
Ich fragte ihn, ob er alle Schmetterlinge selbst gefangen hätte. Er lachte und verneinte die Frage. Einige wenige Schmetterlinge fing er zwar selbst, die meisten stammen jedoch aus diversen Sammlungen in den USA.
Schmetterlinge werden getrocknet und platt gedrückt aufbewahrt. Robert musste jeden der bunten Falter chemisch aufbereiten. Jeder Schmetterling ist am Körper in Mikroschrift mit dem Fangdatum, dem Fangort und der Gattung beschriftet. Robert musste die Schrift mit der Lupe entziffern. Für ihn ist das besonders mühsam, mit einem Glasauge und einem Auge mit mehreren Dioptrien. Allerdings sind diese Daten auch besonders in Hinblick auf das Artenschutzabkommen wichtig. Damit kann Robert beweisen, woher die Insekten stammen. Sein ältester Schmetterling wurde im Jahr 1901 gefangen.
Die gesamte Galerie ist umsäumt mit Schaukästen voller Insekten und Schmetterlinge. Dieses Schmetterling-Projekt dauerte über zwei Jahre. Und Robert sagte, dass er sowas nie wieder anfangen würde 😉 Total verständlich, aber umso beeindruckender, dass er das in der Vergangenheit umgesetzt hat!
Heutzutage ist Robert noch immer viel in der Welt unterwegs. Er berichtete von einer geplanten Reise nach Thailand. Die Jagd beschränkt sich heute eher auf Rotwild in den Wäldern Nordamerikas. Hier ist Robert noch aktiv und kann mehrere Preismedaillen vorweisen.
Ein wirklich extrem interessanter und (auf besondere Weise) inspirierender Besuch!
German Bakery
Auf der Fahrt Richtung Zion Nationalpark kamen wir an einer Deutschen Bäckerei vorbei. Diese hatten wir auch bereits auf der Hinfahrt zum Bryce Canyon im Vorbeifahren entdeckt. Wir konnten nun schlecht weiterfahren ohne einen Blick in die „German Bakery“ geworfen zu haben 🙂 Zeit also für einen kleinen Mittagsnack.
Es war schon irgendwie sehr lustig, dass hier (fernab der Heimat) Produkte wie z.B. „Brinkchen“, „Apple Pocket“ und ähnliches angeboten werden. Wir entschieden uns für kleine Schokocroissants und ein Beeren-Teilchen.
Stolze Preise verlangt die Bäckerei für ihre Produkte! Für ein einfaches Graubrot musst du schon 8 bis 10 Dollar hinblättern. Allerdings bekommst du sonst nirgends gutes Brot. Einige Amerikaner fragten sogar in der Bäckerei nach, ob sie auch an die Ostküste liefern würden. Die Bäckerei liefert allerdings nur im näheren Umkreis.
Zion Nationalpark
Nach weiterer Autofahrt erreichten wir den Zion Nationalpark über den Osteingang. Beim Osteingang musst du beachten, dass dein Fahrzeug gewisse Maße nicht überschreiten darf. Hintergrund dazu ist, dass du durch den 2 km langen Mt. Carmel Tunnel fährst. Dieser wurde von 1927 bis 1930 in den massiven Fels gesprengt und ist ziemlich schmal. Die Ranger lassen die Autos immer nur in eine Richtung fahren. Etwas Wartezeit solltest du also einplanen.
Auf dem Weg zum Südeingang des Zion Nationalparks kannst du an diversen View Points stoppen. Der Scenic Drive ist von März bis Oktober nicht mit dem eigenen Fahrzeug zugänglich. Da musst du auf den Shuttle Bus Service zurückgreifen.
Unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte war das Harvest House. Dieses gemütliche B&B liegt nur wenige Autominuten vom Südeingang entfernt.
Unser Gastgeber Tom begrüßte uns herzlich und wir fühlten uns direkt wie zu Hause. Für den Abend gab er uns noch Restaurantempfehlungen. Den Nachmittag verbrachten wir weiterhin im Zion Nationalpark. Wir fuhren zum Museum und genossen draußen auf einer Parkbank die grandiose Kulisse des Zion.
Abends spazierten wir von unserer Unterkunft aus ca. 15 Minuten zu Oscar’s Café. Mit etwas Glück bekamen wir den nächsten frei gewordenen Tisch. Die Portionen sind ziemlich groß, der Service war super und das Essen „delicious“ 🙂
Über unseren perfekten Tag im Zion Nationalpark berichten wir dir in diesem Beitrag!