Du hast Lust die Kraft eines Vulkans hautnah zu erleben? Eine abenteuerliche Anreise schreckt dich nicht ab? Dann begleite uns doch auf die kapverdische Insel Fogo.
Auf der Kapverden-Insel Fogo gibt es einen schlafenden Vulkan – den Pico do Fogo. Er ist gleichzeitig auch die höchste Erhebung der Kapverden. Wir sind an diesem eindrucksvollen Ort über das Lavafeld gewandert. Über unsere Erlebnisse und Eindrücke berichten wir in diesem Blogbeitrag.
Anreise nach Fogo
An diesem Urlaubstag ging es für uns am frühen Morgen von unserer Unterkunft auf der Insel Santiago zum Flughafen nach Praia. Den Check-In und die Sicherheitskontrolle brachten wir flott hinter uns. Die kleine Propeller-Maschine der Fluggesellschaft „Binter“ stand schon auf dem Flugfeld parat.
Wenn du Glück hast und auf der „richtigen“ Seite im Flugzeug sitzt, kannst du kurz vor der Landung bereits einen Blick auf den Vulkan Pico do Fogo werfen. Fogo zählt als eine der aktivsten Vulkaninseln der Welt. Zuletzt brach ein Nebenkrater des Pico do Fogo im Jahr 2014 aus.
Der Flughafen auf Fogo ist sehr, sehr klein. Hier siehst du ein Foto des lustigen „Gepäckbandes“. 😉
Unsere Koffer purzelten unbeschadet herunter. Draußen vor dem Flughafen wartete bereits unser Fahrer auf uns. Das Gepäck wurde ungesichert hinten auf einen Pick-Up gestapelt. Der Großteil unserer Reisegruppe nahm im zweiten Fahrzeug – einem Mini-Bus – Platz.
Dummerweise fiel mein Blick vor der Abfahrt noch auf die Reifen. Was soll ich sagen? Wer braucht schon sechs Radmuttern, wenn der Reifen auch noch mit fünf Muttern hält? Vom Reifenprofil mal ganz zu schweigen… Hier die Beweisfotos 😉
Auf der Serpentinenstraße fuhr in meinem Kopf schon ein mulmiges Gefühl mit… Wenigstens war mein Koffer weit unten auf dem Pick-Up verladen – der könnte also nicht einfach so rauspurzeln. Ich versuchte mein deutsches Sicherheits-Gedanken-machen einfach auszuschalten.
Fahrt zum Vulkan und unserer Unterkunft auf Fogo
Vom Flughafen aus steuerten wir erstmal den nächsten Supermarkt an, um unsere Wasservorräte aufzufüllen.
Danach machten wir uns auf den langen Weg zu unserer Unterkunft Casa Marisa. Zwischendurch hielten wir an verschiedenen Aussichtspunkten an. Nachdem sich der Mini-Bus unzählige Serpentinen hinauf gequält hatte, gab die nächste Kurve den Blick auf den Pico do Fogo frei. Wir stiegen aus und wollten die Landschaft genießen. Allerdings wurden wir sofort umringt von fleißigen Verkäufern, die ihre selbstgemachten Häuschen aus Vulkanstein und selbstgepflückten Pfeffer anboten.
Die asphaltierte Straße hört hinter dem Pico Grande Schild übrigens sofort auf. Von dort an kamen wir nur noch im Schritttempo voran.
Auf dem letzten Foto siehst du eins der typischen Häuser aus dieser Gegend. Sie heißen „Funco“. Unser Guide erklärte uns später, dass die Nationalpark-Verwaltung es sehr gerne sieht, wenn weitere Funcos gebaut werden. Der Bau bewahrt die Tradition und symbolisiert mit ihrem spitzen Dach die Verbundenheit zum Vulkan Pico do Fogo.
Wir stiegen wieder alle in die Fahrzeuge an und hielten nach einigen Hundert Metern erneut an. An diesem Stopp gesellte sich der Local-Guide Cecilio zu uns. Der Bus parkte auf der ehemaligen Hauptstraße Richtung „Cha das Caldeiras“. Vor dem Vulkanausbruch im Jahr 2014 führte diese Straße in wenigen Autominuten bis ins Dorf. Leider wurde durch die Lava alles zerstört. Aktuell müssen alle Fahrzeuge einen provisorischen Weg außen herum nutzen. Dabei benötigt man ungefähr sechszig Minuten! Den Einheimischen wurde verboten die alte Straße wieder herzustellen. Der äußere Weg wird nun ausgebaut und befestigt. Nach Fertigstellung wird man immer noch deutlich mehr Zeit benötigen, um ins Dorf zu gelangen als vor dem Vulkanausbruch.
Komplett durchgeschüttelt und -gerüttelt erreichten wir die Unterkunft Casa Marisa. Die kleine Pension wurde kurz nach dem Vulkanausbruch direkt auf dem Lava-Feld errichtet.
Das Horror-Zimmer
Bei der Unterkunft Casa Marisa gibt es fünf kleine Funcos, in denen man wohnen kann. Wir bekamen allerdings ein Zimmer im normalen Pensionstrakt. Schon auf dem Weg zu unserem Zimmer begleitete uns ein beißender nicht zuzuordnender Gestank. Im Zimmer feierten mehrere Dutzend Fliegen in der Luft eine große Party. Die Fenster und Türen konnten wir allerdings unmöglich schließen, da wir sonst einfach kaputt gekocht worden wären. Die Räumlichkeiten haben nämlich alle eine „eingebaute“ Fußbodenheizung. Im Raum Nummer 1 konntest du barfuß nicht auf einer Stelle stehen bleiben – so heiß war es! Das kommt übrigens von der Bauweise auf dem Lavastrom…
Nach einigen Gesprächen mit unseren Mitreisenden wurde uns schnell klar, dass wir ein ganz besonders heißes Zimmer erwischt hatten. Wir konnten glücklicherweise auf Nachfrage in ein anderes umziehen. Dort war der Boden etwas weniger heiß als in unserem ersten Zimmer.
Die Koffer mussten wir wohl oder übel auf dem Boden ablegen. Deshalb räumten wir erstmal alles, was hitzeempfindlich war, aus unseren Koffern aus (z.B. Gummibärchen, Müsliriegel, usw.). Nur eine Sache hatte ich vergessen: die Sonnencreme! Diese floss mir am nächsten Morgen fröhlich flüssig entgegen 😀
Eiskalt erwischte es uns unter der Dusche! Dort tropfte das Wasser in einem Mini-Rinnsal heraus und es war eiskalt! In dem Badezimmer stank es auch leider genauso doll wie auf dem Weg zum Zimmer Nummer 1.
Wanderung entlang des Lavafeldes
Wir schnürten schnell die Trekking-Schuhe und dann ging es schon direkt los auf Entdeckungstour.
Vom Casa Marisa aus liefen wir Richtung Pico do Fogo, immer entlang der provisorischen „neuen“ Straße. Wir kamen durch die vom Lavastrom zerstörten Dörfer. An vielen Stellen schauen nur noch die Dächer aus dem Geröll heraus. Die Lava beim letzten Vulkanausbruch floss nur sehr langsam auf die Dörfer zu. Insofern konnten die meisten Einwohner ihr Hab und Gut in Sicherheit bringen. Ihre Häuser verschonte der Ausbruch der Natur allerdings nicht.
Unser Guide Cecilio berichtete uns, dass die Regierung den Einwohnern nicht unter die Arme gegriffen hat. Die Regierung wollte, dass die Menschen umsiedeln und im Gebiet rund um den Pico do Fogo ausschließlich Hotels entstehen sollten. Die Leute nahmen ihr Schicksal selbst in die Hand und bauten viele Häuser wieder auf. Allerdings gibt es Einige, die sich einen Wiederaufbau nicht leisten können.
Diese Menschen gruben teilweise ihre Häuser oder auch nur einzelne Wohnräume mit den Händen aus der Lava wieder aus. Natürlich ist ein Leben „in und unter“ der Lava ziemlich gefährlich, da noch immer Bewegung in den Gesteinsschichten ist. Aber was sollen die Ärmsten der Armen sonst tun?
Quer über das Lavafeld
Zurück zur Unterkunft liefen wir dann quer über das Lavafeld. Hört sich jetzt leichter an, als es tatsächlich war. Wir wanderten fast zwei Stunden über Stock und Stein. Einen befestigten Weg gab es auf dem Feld natürlich nicht. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit – häufig gehst du über lose Steine, gefolgt von „sandigen“ Passagen und das alles bergauf und bergab – artete die leichte Wanderung doch schnell in ein schweißtreibendes Unterfangen aus 😉
Die Kraft der Natur und des Vulkans so hautnah zu erleben, war unbeschreiblich. Du fühlst dich augenblicklich unglaublich klein – gegenüber des Pico do Fogo und der ganzen Lava.
Am Ende dieses erlebnisreichen Tages freuten wir uns darauf die Füße hochlegen zu können. Leider konnten wir aufgrund der oben beschriebenen Situation mit dem Wasser in unserer Dusche nicht so richtig duschen… Naja, auch mal eine Erfahrung 😉
Am nächsten Tag stand die Besteigung des Pico do Fogo auf dem Tagesprogramm. Mehr erfährst du hier.