Am elften Tag unserer Südafrika Reise bestiegen wir in Kapstadt den Lion’s Head, lernten einiges über die Vergangenheit im District Six Museum, schlenderten über den Green Market Square und an der V&A Waterfront entlang. Zum genussvollen Ausklang des Tages probierten wir südafrikanische Tapas.
Zur Stärkung für die bevorstehende Wanderung auf den Lion’s Head gab es ein leckeres Frühstück im Derwent House. Neben einem kleinen Buffet wurden auf Wunsch auch allerlei warme Speisen frisch in der Küche zubereitet. Genial! Stephan bestellte eine überaus schmackhafte Waffel. Diese war genau mit der richtigen Menge an Ahornsirup verziert und sehr schön angerichtet.
Anschließend hieß es: Ab aufs Zimmer, Zähne geputzt, die Wanderschuhe geschnürt und den Trinkrucksack befüllt. Voller Zuversicht schauten wir auf die Website der Table Mountain Cable Car. Der eigentliche Plan für den Tag sah nämlich vor, den Table Mountain per Pedes zu erklimmen und anschließend gemütlich mit der Bahn hinunter zu fahren. Da jedoch die Bahn an diesem Tag nicht in Betrieb war und laut Info auf der Website, dies auch den ganzen Tag so bleiben würde, entschieden wir uns für den vorher ausgefeilten Plan B: Die Besteigung des Lion’s Head.
Wanderung auf den Lion’s Head
Der Lion’s Head ist ein über 600 Meter hoher Felsen. Er schaut von Weitem wie ein Kopf auf einem Bergrücken aus. Der Lion’s Head gehört zum Tafelberg-Massiv im Table Mountain Nationalpark. Wir trafen gegen 9.30 Uhr auf dem Parkplatz an der Signal Hill Road ein und ergatterten glücklicherweise noch einen der raren Parkplätze. Auf dem Parkplatz begegneten wir vielen Joggern. Scheinbar ist die Uhrzeit für eine Joggingrunde am Lion’s Head besonders ideal.
Die Wanderung beginnt auf einem breiten, gut begehbaren Schotterweg. Einige Jogger, teilweise in tierischer Begleitung (Hunde), überholten uns. Die Sicht auf den Tafelberg von dort ist wunderbar! Irgendwann wird der Weg steiler und ist dann nur noch mit Holzstangen fixiert. Aber auch hier konnten wir noch ganz gut laufen. Anschließend ging es allerdings noch steiler und vor allem steiniger bergauf. Und mit steinig sind nicht nur kleinere Steine gemeint, sondern teilweise richtig große Brocken. Wir legten ab und an Pausen zum Fotografieren, Trinken und Aussicht genießen ein.
Straight up the hill
Später gelangten wir an einen Punkt, an dem wir uns für die „Recommended Route“ oder den „straight up“ Aufstieg entscheiden mussten. Wir hatten Lust auf ein Abenteuer 🙂 Somit war die Entscheidung schnell gefällt und wir entschieden uns für den steilen Aufstieg. Hier war höchste Konzentration und Geschicklichkeit gefragt. Es gibt Ketten und Metallgriffe, die in die Felsen eingelassen sind. An diesen mussten wir uns an den besonders schwierigen Stellen festhalten und daran hochziehen. Für Leute mit körperlichen Einschränkungen und extremer Höhenangst ist diese Route definitiv nicht empfehlenswert!
Immer wieder mussten wir auf Leute warten, die uns entgegen kamen, da der Weg teilweise recht eng ist. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie viel hier in der Hauptsaison los ist. Oben angekommen ließ die grandiose Aussicht direkt alle Mühen und Anstrengungen vergessen. Eine sagenhafte 360° Rundumsicht erwartete uns.
Nachdem eine größere Gruppe Wanderer den Rückweg antrat und damit nicht mehr so viel Trubel herrschte, ließen sich die Wildtiere blicken. Wir beobachteten einige Echsen beim Sonnen, Vögel auf der Jagd nach Heuschrecken und Dassies beim Herumlaufen.
Einige Zeit und viele Fotos später, machten auch wir uns auf den Rückweg. Diesmal entschieden wir uns den Weg über die äußere „recommended“ Route zu nehmen. Hier mussten wir zwar über einige Felsen klettern, aber es war bei weitem nicht so steil wie die der direkte Weg, den wir zuvor beim Auftstieg schon kennenlernten.
Mittagessen bei „New York Bagels“ in Kapstadt
Zurück im Hotel gab es eine schnelle Katzenwäsche. Nun waren wir richtig hungrig! Es ging mit Uber zur Harrington Street. Hier befindet sich New York Bagels. Eine kleine Bäckerei, die frische Bagels herstellt und diese auch gleich in unterschiedlichen Varianten mit diversen Belägen Vorort dem hungrigen Kunden anbietet. Das Geschäft brummte zur Mittagszeit und wir mussten etwas warten. In der Zwischenzeit verfolgten wir das Treiben in der Küche.
Endlich war das Warten vorbei. Wir bekamen unsere Bagels und diese verschwanden sodann auch in blitzartigem Tempo in unseren Mägen. Es war richtig lecker und zudem auch noch ziemlich günstig. Echt eine Empfehlung!
District Six Museum
Das District Six Museum liegt nur ein paar Gehminuten vom New York Bagels Geschäft entfernt. Zu Fuß gingen wir nur ein paar Minuten – ein kleiner Verdauungsspaziergang.
Im Museum meldeten wir uns für eine Führung an. Wenige Minuten später fand schon die nächste Tour statt, bei welcher wir direkt teilnehmen konnten.
Unser Tourguide war Noor. Er ist 72 Jahre alt, Moslem und hat indische Wurzeln. Er berichtete sehr bewegend und emotional über seine Erfahrungen aus den 1960 er Jahren. Bei Einführung der Apartheid wurde der Stadtteil District Six zur „White Area“ erklärt. Eines morgens standen also die Bulldozer vor den Häusern und machten alles dem Erdboden gleich. Familien wurden auseinander gerissen und nach Rassen getrennt am Rande der Stadt „untergebracht“. Etwa 60.000 Menschen betraf diese Entscheidung. Aus der „Unterbringung“ entstanden die heutigen Townships.
Die Familie von Noor musste sich alles neu aufbauen. Er berichtete über einige Erfahrungen und Anekdoten aus seinem Leben. Viele Absurditäten aus dieser Rassentrennung führte er uns lebhaft vor Augen. Zum Beispiel: Viele Parkbänke waren ausschließlich für Weiße reserviert und mit Schildern entsprechend gekennzeichnet. Schwarze wurden sofort bestraft, wenn sie sich dort niederließen.
Ein Besuch in diesem Museum darf aus meiner Sicht bei keinem Kapstadt Besuch fehlen! Wir hatten das große Glück von einem Zeitzeugen durch das Museum geführt zu werden. Es war sehr interessant und ist absolut empfehlenswert!
Greenmarket Square
Wir spazierten weiter zum Greenmarket Square. Dieser Markt ist die mega Touri-Abzock-Zone. An vielen Ständen wird billige Ware aus China zum Verkauf angeboten. Außerdem treiben sich hier sehr viele Bettler, Taschendiebe und allerlei komisches Volk herum. Wir nahmen in einem Café Platz und beobachteten das Geschehen. Die Bettler wurden mit Schlagstöcken von den „Security“ Männern vertrieben. Lange blieben sie allerdings nicht weg und kamen immer wieder zurück.
Nachdem wir unser Getränk geleert hatten, entschieden wir als nächstes die V&A Waterfront zu besuchen. Uns beschlich auf den umliegenden Straßen ein Gefühl leichter Unsicherheit. Somit ging es für uns in die nahe liegende Touristen-Information. Von dort bestellten wir uns „in Sicherheit“ ein Uber Fahrzeug und fuhren zur V&A Waterfront. Im Nachhinein wurde uns zugetragen, dass man sich an dieser Stelle, auch während des Tages, nicht unbedingt alleine aufhalten sollte. Unser Gefühl täuschte uns also nicht.
V&A Waterfront
Mit dem Uber Fahrer unterhielten wir uns über die Situation am Greenmarket Square. Er sagte, dass er überhaupt nicht verstehe, warum die Lage dort so „brenzlig“ geworden sei. Schließlich kommen die zahlenden Touristen ja nur dorthin, wo sie sich sicher und wohl fühlen.
An der Waterfront besuchten wir den Craft Market in der Nähe des Aquariums. Dort sichteten wir einige schöne Mitbringsel mit einer tollen Story. Ich entschied mich für kleine Kerzen, die in einer fröhlich bemalten Blechdose stecken. Diese Blechdosen waren in ihrem früheren Leben Thunfischdosen. Ein cooles Upcycling-Projekt, bei dem einigen Township-Bewohnern Arbeit gegeben wird. An jeder Kerze befindet sich ein kleines Schildchen, auf dem die Geschichte nochmal erzählt wird.
Zudem entschied ich mich endlich zum Kauf des Kochbuchs „The Great Southafrican Cookbook“. Das Buch sah ich bereits einige Tage zuvor in einer Shoppingmall. Ich kaufte es allerdings nicht direkt, weil ich nicht wusste, ob ich damit in Deutschland etwas anfangen könnte. Aussagekräftige Bewertungen fand ich im Internet nicht. Daher stellte ich in einer Facebook-Gruppe die Frage, ob ich dieses Kochbuch wohl in Deutschland nutzen kann. Ein paar Personen meldeten sich tatsächlich auf meinen Beitrag und empfahlen mir das Buch zu kaufen. Es stehen tolle Rezepte drin, die man glücklicherweise auch mit Zutaten aus Deutschland kochen kann 🙂
Südafrikanische Tapas
Mit einem weiteren Uber Fahrer ging es zurück zum Hotel. Wir duschten, ruhten uns ein wenig aus und bestellten den nächsten Uber Fahrer. Für diesen Abend reservierten wir einen Tisch im The Fork. Dort wurden wir freundlich empfangen und an unseren Tisch gebracht. Es brauchte ein bisschen Zeit, bis wir die ausführliche Speisekarte erkundet und unsere Tapas ausgewählt hatten. Die Bestellung ging in die Küche und kurze Zeit später kamen dann auch schon die ersten Leckereien. Die südafrikanischen Tapas schmeckten alle hervorragend – bis auf eine kleine Ausnahme. Wir probierten auch das erste Mal „Kudu“. Ich denke, dass es bei diesem einen Mal bleiben wird 😛 Im Gegensatz zum schmackhaften Springbok am Tag zuvor, fanden wir Kudu ziemlich zäh und nicht besonders toll.
Glücklich und satt ging es zurück ins Hotel. Dort ließen wir den Abend mit einem Gläschen Wein ausklingen.
Im nächsten Blogbeitrag nehmen wir dich mit auf eine Tour rund um die Kaphalbinsel.