Nichts, außer vertrocknete Felder und ausgetrocknete Flussläufe, gibt es auf der Kapverden-Insel Santiago zu sehen. Falsch gedacht! Wir entführen dich in die grüne Hölle von Santiago – das Ribeira Grande Tal.
Das Tal Ribeira Grande de Santiago ist äußerst fruchtbar und erstrahlt in verschiedenen Grüntönen. Wir nehmen dich mit auf unsere erlebnisreiche Wanderung durchs Tal und berichten dir von 7 spannenden Dingen, die wir dort entdeckt haben.
Unser Guide Orlando holte uns am frühen Morgen im Hotel ab. Von dort fuhren wir eine gute Stunde bis zum Einstieg der Wanderung durch das Tal Ribeira Grande.
Gefühlt stiegen wir mitten im Nirgendwo aus (GPS: 14°56’15.0″N 23°35’47.6″W). Dort befindet sich eine kleine Häuseransammlung mit einigen Haustieren und einem befestigten Weg.
Orlando erklärte uns, dass man ruhig seine Bananenschalen den Ziegen oder Eseln hinwerfen darf. Die freuen sich über etwas Abwechslung in ihrem Speiseplan. 😉
Vor dem Abstieg über den engen Weg hinab ins Ribeira Grande Tal, bat uns ein Einheimischer kurz zu warten. Er wolle erst noch schnell seinen Esel mit einem Sack Zucker beladen und diesen dann vor uns in Tal hinab schicken. Wir fanden es sehr erstaunlich, wie treu und belastbar die kleinen Esel sind.
Nachdem der Sack mit Zucker fest auf seinem Rücken verzurrt war, machte er sich auf den Weg herunter ins Tal. Nicht nur der Esel hatte viel zu schleppen, auch sein Besitzer packte sich selbst einen Sack Zucker auf den Rücken und nahm noch einen Kanister in die Hand.
Wir ließen den Beiden etwas Vorsprung und machten uns dann selbst auf den Weg hinunter. Je weiter wir abstiegen, desto grüner wurde es um uns herum.
Wir stiefelten ungefähr dreißig Minuten den Berg runter. Orlando hielt immer wieder an und erzählte uns etwas zu Flora und Fauna.
Im Tal gibt es viel fruchtbaren Boden, allerdings gibt es dort natürlich auch (wie überall auf den Kapverden) ein Wasserproblem. Ein ausklügeltes System von verschiedenen Wasserleitungen versorgt das Zuckerrohr, die Bananen- und Mangobäume. Damit das System optimal funktionieren kann, wird an diversen Stellen im Tal Wasser gesammelt. In diesen großen Tanks können die Kinder der Einheimischen schwimmen lernen und die Frauen waschen am Wochenende ihre Wäsche.
1. Grogue Schnapsbrennerei im Ribeira Grande Tal
Wie an vielen Stellen auf den Kapverden, so befinden sich auch im Ribeira Grande Tal einige Grogue-Brennereien. An einer dieser Brennereien trafen wir den kleinen Esel vom Beginn des Spaziergangs wieder. Die Männer boten uns an, den Grogue zu probieren. Den ersten Schluck nahm einer der Männer, um zu beweisen, dass es sich nicht um Gift handele.
Wir hatten keine Lust auf Probieren, denn der Vorkoster war bereits auf einem Auge erblindet. Es lag also Nahe, dass hier nicht ordentlich gebrannt wird, sondern sich auch immer eine ungewisse Menge an Methanol im Getränk befindet.
2. Baobab-Baum im Ribeira Grande Tal
Weiter unten im Ribeira Grande Tal stehen zwei (ein männlicher sowie ein weiblicher) Baobab-Bäume. Orlando ging mit uns auf die Suche nach einer der Baobab-Früchte. Und wir hatten sogar Glück und fanden eine. Auf dem Bild erinnert die Frucht eher an eine tote Ratte, es handelt sich aber tatsächlich um eine Frucht 😉
Beim Öffnen musst du vorsichtig sein und solltest möglichst die Haut der Frucht nicht berühren. Diese löst nämlich starke Hautirritationen aus. Das Fruchtfleisch ist reich an Vitamin C. Es ähnelt von der Konsistenz her getrockneter Watte und ist durch den Vitamin C Gehalt leicht säuerlich. In der Regel essen die Afrikaner das Fruchtfleisch als Pulver untergerührt in Brei oder Milch. Aus den fettreichen Samen lässt sich Öl gewinnen.
Wir fanden es in jedem Fall spannend nochmal etwas mehr über eine heimische Pflanze, die es bei uns zu Hause nicht gibt, zu erfahren und zu probieren.
3. Sao Francisco – Kirche und Kloster
Kurz vor Ende des Ribera Grande Tals erreichst du die Ruinen der Kirche und des Klosters Sao Francisco. Das Kloster wurde Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut. Es diente als Ausbildungszentrum für Priester. Das Gebäude wurde im 18. Jahrhundert durch ein Feuer zum Großteil zerstört. Zudem wurde es immer wieder von Piraten angegriffen.
Die Ruinen wurden Anfang des 21. Jahrhunderts ausgegraben und begehbar gemacht. Das Hauptgebäude wird heute für verschiedene Anlässe, wie z.B. kleine Konzerte, Vorträge und Ausstellungen, genutzt.
4. Rua de Banana – Älteste Straße der Kapverden
Kurz nach der Besichtigung der Ruinen erreichten wir die berühmte Rua de Banana.
In den 1980er Jahren lagen die kleinen hübschen Häuschen komplett in Trümmern. Sie wurden im Rahmen eines UNESCO-Projekts dokumentiert und mit den original Steinen wieder aufgebaut. Hier bekommst du einen sehr guten Eindruck, wie die ersten Kolonialisten in einfachen Verhältnissen auf den Kapverden gelebt haben müssen.
Die Menschen arbeiteten und kochten überwiegend vor oder hinter den Häusern. Die Behausung selbst umschlossen nur zwei Zimmerchen mit einem Korridor in der Mitte des Hauses. Heute verkaufen die Bewohner vor ihren Häusern kleine Souvenirs an Touristen. Aber keine Sorge, sehr unaufdringlich und entspannt!
Unser Guide Orlando kannte die Küsterin der Kirche Nossa Senhora do Rosario. Bereitwillig öffnete sie uns die Tür und wir durften uns die Kirche von innen ansehen.
5. Pelourinho
Von der Kirche aus spazierten wir weiter Richtung Meer. Hierbei läuft man automatisch auf den Pelourinho (Pranger) zu. Dieser wurde 1520 errichtet und über diesen Platz vor dem Pranger wurden damals alle Sklaven, die auf den Kapverden ankamen, verkauft. Heute stehen rund um den Platz zahlreiche Souvenir-Verkaufsstände. Direkt am Meer findest du zwei Cafés/Restaurants. Bei einem kühlen Getränk oder einem Mittagessen kannst du dort wunderbar auch eine längere Verschnaufpause einlegen.
Damals war diese „Stadt“ Cicade Velha übrigens die Hauptstadt der Kapverden! Seit dem Jahr 1770 ist Praia (früher Santa Maria) die Hauptstadt.
6. Ruine Sé Catedral
Auf dem Weg Richtung Festung über der Stadt kommst du an einer weiteren Kirchenruine vorbei. Wir stiegen kurz aus, um uns diese anzusehen.
Der Baubeginn der Kirche war im Jahr 1555. Mit großem Aufwand wurden Kalksteine von der Insel Maio und aus Portugal herangeschafft. Erst im Jahr 1693 wurde der Bau fertiggestellt. Es wird vermutet, dass der Bau im Laufe der Zeit sich selbst überlassen wurde und somit zerfiel. Inzwischen wurde die Ruine soweit restauriert, dass man sie gefahrlos besichtigen kann.
7. Forte Real Sao Filipe
Achtung, es gibt noch mehr alte Steine zu besichtigen! Nämlich die Festung Philipps II. Von dort oben hast du einen richtig coolen Ausblick auf das Meer, das Tal Ribeira Grande und die Stadt Cidade Velha.
Die Tickets kaufst du dir in dem kleinen Häuschen vor der Festung. Dort findest du noch Toiletten und kannst dir einen kleinen Film zur Geschichte des Tals und der Festung ansehen. Der Film war ziemlich langweilig und wir würden es dir nicht empfehlen 🙂
Du kannst das Bauwerk mit den vielen Kanonen und steilen Rampen hautnah erleben. Über das gesamte Gelände kannst du dich frei bewegen.
Fazit zu unserer Erkundung des Ribeira Grande de Santiago
An diesem Tag schauten wir uns wirklich viele „alte Steine“ an. Doch sie gehören natürlich zur Geschichte der Kolonialzeit und zu den Kapverden. All diese Bauwerke sind nicht großartig touristisch aufbereitet und sehr wenig besucht. Dadurch bekommst du ein Gefühl vom „Entdecken“ und du kannst dir sehr gut vorstellen, wie es hier früher mal gewesen sein muss.
Bei der kleinen Wanderung durch das grüne Tal begegneten uns ausschließlich freundliche und offene Einwohner. Wir bekamen einen sehr gut Eindruck davon, wie hart das Leben auch noch heute auf dem Land der Kapverden sein muss.
Was du auf dem Plateau in der Hauptstadt Praia erleben kannst, erfährst du hier.