Ab durch die Baumwipfel und anschließend unsere Füße auf einer Wanderung malträtieren! Das war unser Tagesplan.
Heute wollten wir die Tsitsikamma Canopy Tour ausprobieren.
Nach den fantastischen ersten Impressionen im Tsitsikamma Nationalpark am Tag zuvor, begann dieser neue Tag aber erstmal mit einem selbstgemachten Frühstück auf der traumhaften Terrasse im Storms River Mouth Camp. Wir aßen gemütlich unser Toastbrot als wir plötzlich hektisch kreischende Menschen hörten. Es stellte sich heraus, dass ein großer männlicher Pavian (engl. Baboon) scharf auf das Frühstück unserer Nachbarn war. Da er bereits dort erfolgreich etwas klaute, ließ er uns in Ruhe.
Tsitsikamma Canopy Tour
Um 8 Uhr sollte die Tsitsikamma Canopy Tour losgehen. Ich leide etwas unter Höhenangst. Stephan lag mir schon lange damit in den Ohren endlich mal einen Hochseilgarten zu besuchen oder zumindest eine Zipline Tour machen zu wollen. Leichtfertig sagte ich im Voraus dieser Reise, dass wir ja eine Zipline Tour in Südafrika machen könnten. In der Hoffnung, dass so etwas dort gar nicht angeboten wird 🙂 Tja, leider verloren. Jetzt stand ich da, und musste wohl oder übel da durch.
Mit zwei Guides, einem Fotografen und einem Paar aus Südafrika gingen wir auf Abenteuerseilfahrt durch die Baumwipfel. Bevor es losging, wurden wir natürlich mit den Sicherheitsregeln vertraut gemacht. Anschließend schnallte man uns in die Gurte, jeder bekam einen Helm und Handschuhe. Einer der Guides machte uns darauf aufmerksam, dass dies die „Ca-no-py Tour“ wäre – also „Can not pee“ – und legte uns Nahe, nochmal die Toiletten aufzusuchen.
Mit einem kleinen Bus fuhren wir zur ersten Seilrutsche. Oh oh, es ging los! Meine Aufregung stieg ins Unermessliche!
Die ersten beiden Seilrutschen dienen der Eingewöhnung. Falls man feststellen sollte, dass man lieber nicht weiterrutschen möchte, hätte man hier noch aussteigen können. Alle aus unserer Gruppe, einschließlich mir, rutschten aber vergnügt weiter.
Es gibt verschiedene Ziplines auf der Tsitsikamma Canopy Tour. Einige sind kurz und steil, andere lang und flach. Auf den einzelnen Plattformen zwischen den Ziplines gibt es einiges zu entdecken. Ohne das Paar aus Südafrika hätten wir sicherlich weniger als die Hälfte der Tiere entdeckt. Die beiden sind nämlich Biologen. Sie zeigten uns allerhand Schlangen, Vögel, Chamäleons und gefährliche Raupen.
Nach der Adrenalin-Tour muss man über einen steilen Weg durch den Wald zurück zum Bus laufen. Ist aber gut zu schaffen. Zurück am Gebäude bekamen wir die vorab ausgesuchten Sandwiches sowie einen Drink serviert. Auf einem Fernseher lief das von uns gedrehte Video. Dieses kauften wir zu einem günstigen Preis bereits mit den Tickets. Eine schöne Erinnerung!
Bei Interesse findet ihr weitere Infos zur Tour hier.
Wanderung im Tsitsikamma Nationalpark
Rückfahrt zur Unterkunft, Wanderschuhe angezogen und den Trinkrucksack geschultert. Ab ging es zur Wanderung. Ich wollte in jedem Fall zum Wasserfall an der Mündung des Jerling River laufen. Auf dem Plan des Nationalparks ist dieser Trail mit 3 km angegeben. Naja… für 3 km loslaufen? Das könnte man doch bestimmt mit einem anderen Trail kombinieren, oder? Was mich hätte stutzig werden lassen: die 3 km waren mit 3 Stunden angegeben! Das würden wir später noch zu spüren bekommen…
Ich entschied mich für eine Kombination aus Blue Duiker Trail und Waterfall Trail. Insgesamt bewältigten wir also 11,5 km. Der Trail beginnt zwar steil, aber doch noch recht moderat im Wald. So liefen wir gemütlich und nichts böses ahnend unserer Wege. Plötzlich wartete hinter einer Kurve eine Horde Affen. Puh, ein Pavian-Männchen aus direkter Nähe ist ziemlich groß und besitzt ein furchteinflößendes Gebiss… Oh man… Wie sollten wir hier lebend dran vorbei kommen?
„Einfach dran vorbei – passiert schon nichts!“
… sagte Stephan lapidar und schickte mich vor. Na klar, aber selbst nicht als Erster dran vorbei gehen wollen?!
Irgendwie musste es ja weiter gehen. Ich hielt also alle meine Sachen fest und kletterte über den Baumstamm, auf dem ebenfalls der Pavian Platz genommen hatte. Glücklicherweise beäugte er mich nur schräg. Kaum ging Stephan auf den Baumstamm zu, kam Bewegung in die Affenhorde. Und zack… alle rannten weg 😉
Leider gibt es von dieser Aktion keine Fotos.
Der Trail führte weiter bergauf und bergab durch den Wald. Zwischendurch waren ein paar kleinere Tümpel zu durchqueren.
Irgendwann stießen wir auf den Waterfall Trail – unschwer an der plötzlichen Masse der Leute zu erkennen. Der Großteil der Touris ist bis hierher natürlich in Flipflops und mit einer kleinen Wasserflasche gelaufen. Na, ob die wohl alle die kompletten 3 km wandern würden? Natürlich nicht, denn viele drehen um, wenn sich der Trampelpfad in eine Klippe verwandelt. Ist in Badelatschen tatsächlich kein Vergnügen.
Der Weg über die Klippen zog sich etwas in die Länge. Ich fragte entgegenkommende Wanderer wie weit es noch bis zum Wasserfall sei. Noch so ungefähr 15 Minuten. Also weiter gelaufen. Wenn es nicht über Klippen ging, dann am Ufer steil bergauf oder bergab. Markiert ist der Trail nur durch die gelben Ottertatzen des berühmten Otter Trails. Die optimale Route muss jeder für sich selbst herausfinden. Mit meinen kurzen Zwergenbeinen waren manche Klippen nicht ganz so leicht zu überwinden.
Der Waterfall Trail ist gleichzeitig das erste Teilstück vom Otter Trail. Hinter dem Wasserfall darf man nur noch mit Permit weiterwandern.
Apropos Wasserfall: wir waren endlich am Ziel angekommen.
Während der Pause am Wasserfall entdeckten wir bekannte Gesichter wieder. Alle Personen, die mit uns im Geländewagen des Schotia Private Game Reserve saßen, waren genau zum gleichen Zeitpunkt hier wie wir. Kennt ihr diese lustigen Zufälle im Urlaub? Mit den Schweizern unterhielten wir uns noch kurz und verabschiedeten uns scherzhaft mit „Auf bald in Kapstadt“.
Für den Rückweg zum Storms River Mouth Camp benötigten wir ca. 1 Stunde. Hier ruhten wir erstmal unsere Füße aus.
Abendplanung im Tsitsikamma Nationalpark
Zum Abendessen fuhren wir aus dem Park hinaus in das kleine Örtchen Stormsriver. Wir aßen Pizza im „Woodfired Pizza“. Dieses kleine Restaurant ist ziemlich sonderbar. Die Bedienung im Hippie-Öko-Look, eine Hauskatze, Ölfässer als Deko, der Holzofen mittendrin. Die Pizza war super lecker und an diesem Tag gab es zwei Pizzen zum Preis von 125 ZAR. Anschließend besuchten wir die Tsitsikamma Micro Brewery gegenüber. Alle Sitzplätze waren bereits belegt, also stellten wir uns an die Bar. Nachdem der Eigentümer herausgefunden hatte, dass wir aus Deutschland kommen, zeigte er uns voller Stolz seine kleine Brauerei. Er bezieht das Malz in Heidelberg. Wir durften die verschiedene Malzsorten aus Südafrika und Deutschland probieren. Das Brauen brachte er sich durch unzählige Bücher, dem Internet und ganz vielen Versuchen selbst bei. Interessante Story!
Du kannst dich einmal quer durch alle Biersorten probieren. 😉
Ratet mal, wen wir hier wieder getroffen haben? Nein, diesmal nicht die Schweizer. Sondern die Gruppe aus Großbritannien, die vor uns am Hertz Schalter war und denen der Koffer gestohlen wurde. Südafrika ist klein 😉
Wir unterhielten uns mit zwei Männern aus der Gruppe und berichteten was wir den Tag über so unternahmen. Kurze Zeit später schickten sie uns eine der Frauen aus der Gruppe, die uns zur Canopy Tour ausfragte. Leider wissen wir nicht, ob sie tatsächlich noch diese Tour gemacht haben, aber nach unserem Gespräch schien sie überzeugt, die Tour ebenfalls zu schaffen.
Äußerst müde fielen wir ins Bett.
Im nächsten Blogbeitrag führt uns die Reise weiter die Garden Route entlang – genauer gesagt von Plettenberg Bay über das Robberg Nature Reserve bis Knysna.